So telefonieren Sie unterwegs per Satellit
Außerhalb gut erschlossener Gebiete wird es schwer mit dem Handyempfang. Wer sich nicht in Reichweite eines Mobilfunkmastes des eigenen Providers oder eines Roaming-Partners befindet, bleibt ohne Kontakt zur Außenwelt. Während dies bei Wanderungen im Bayrischen Wald unter normalen Umständen nicht weiter tragisch ist, kann die Erreichbarkeit in anderen Situationen über Leben und Tod entscheiden.
So ist der Mobilfunkempfang beispielsweise nach großen Umweltkatastrophen oft wegen defekter Sendemasten eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich - die Rettungskräfte zum Beispiel benötigen jedoch zur Koordination ein funktionierendes Telekommunikationssystem. Dies ist ein mögliches Einsatzszenario für Satellitenhandys. Ebenso sind Seeleute, Forscher, Extremsportler und Reisende in abgelegenen Gebieten auf die Erreichbarkeit angewiesen, auch abseits aller Mobilfunknetze. Auf den folgenden Seiten stellen wir die vier großen Systeme für die Satelliten-Telefonie Inmarsat, Thuraya, Globalstar und Iridium vor.
Die Kosten für Satelliten-Telefonie sind hoch
Mit Preisen von 70 Cent bis 2 Euro pro Minute ist die Satelliten-Telefonie vergleichsweise teuer. Dies spiegelt die hohen Betriebskosten wider. Ein Satelliten-Netz zu betreiben ist äußerst aufwendig und die Kundenzahlen im Vergleich zur herkömmlichen Mobiltelefonie eher gering.
Zusätzlich zu den hohen Minutenpreisen wird für die Satelliten-Telefonie hochpreisige Hardware benötigt.
Dabei wirken die klobigen Handys alles andere als teuer - zumindest was Aussehen und Bedienkomfort angeht. Die großen Tastentelefone sind meist mit einer langen Antenne ausgestattet und erinnern optisch an die Feature-Phones der 90er Jahre, können jedoch weit über tausend Euro kosten. Doch nicht nur aufgrund des hohen Preises sollte der Kauf eines Satelliten-Telefons wohlüberlegt sein. Denn die Geräte sind immer nur mit dem Satellitensystem
des jeweiligen Herstellers nutzbar. Ein Iridium-Telefon kann also beispielsweise niemals im Thuraya-Netz genutzt werden. Immerhin gibt es auch Händler in Deutschland, die Satelliten-Telefone und -Hotspots vermieten.
Versprüht den Charme der 90er: Das Thuraya XT-Pro
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Von fest stehenden Satelliten …
Grundsätzlich können Satelliten in zwei verschiedenen Varianten in der Erdumlaufbahn kreisen. Eine Möglichkeit ist die Positionierung der Satelliten seitens des Betreibers in einer geostationären Umlaufbahn, welche in einer Entfernung von ungefähr 36.000 km über dem Äquator liegt. Die Winkelgeschwindigkeit des Satelliten und der Erdoberfläche sind in diesem Abstand gleich groß. Dadurch wirkt es so, als ob der Satellit, von der Erde aus betrachtet, über einem bestimmten Punkt stehen würde. Von seiner festen Position aus versorgt ein Satellit immer dieselbe Region der Erde.
Auf diese Weise kommt ein weltweites Satelliten-Netz bereits mit drei Satelliten aus. Einzig und allein die Polarregionen lassen sich nicht mit geostationären Satelliten abdecken. Der Fachbegriff für diese Variante lautet GEO (Geostationary Orbit). Geostationäre Satelliten werden von Thuraya und Inmarsat eingesetzt.
… und rasend schnellen Orbitern
Alternativ kann der Telekommunikationsanbieter seine Satelliten in einem niedrigeren Orbit mit einer Bahnhöhe von ungefähr 1000 km betreiben. Dabei müssen sich die Satelliten viel schneller bewegen, als die Erde rotiert, damit sie nicht vom Himmel fallen. Ein bestimmter Satellit ist von einer Stelle der Erdoberfläche aus betrachtet nur in einem begrenzten Zeitraum sichtbar.
Verschwindet der Satellit hinter dem Horizont, muss der Betreiber sicherstellen, dass zuvor ein anderer Satellit in Sichtweite des Empfangsgerätes gelangt und die Verbindung übernimmt, ansonsten würde die Kommunikation zusammenbrechen. Deshalb sind für die Umsetzung dieser Variante vergleichsweise viele Satelliten erforderlich. Wegen der geringeren Entfernung kommt es hingegen seltener zu Verzögerungen bei Gesprächen. Der Fachbegriff für diese Variante ist LEO (Low Earth Orbit). Sie wird von den Anbietern Globalstar und Iridium verwendet.
Satelliten-Hotspot fürs Smartphone
Mit dem richtigen Zubehör können auch Smartphones, Tablets und Laptops für die Satelliten-Telefonie fit gemacht werden. Dies funktioniert über mobile Satelliten-Hotspots, die für die verschiedenen Netze verfügbar sind. Die Geräte spannen ein WLAN-Netzwerk auf und lassen sich über spezielle Apps mit einem Smartphone verbinden. Anstelle eines freistehenden Hotspots bietet beispielsweise Thuraya mit dem SatSleeve auch einen Adapter an, in den das Smartphone direkt eingelegt wird.
Per Hotspot kann man auch mit dem Smartphone über Satellit telefonieren und im Internet surfen. Dabei ist die Übertragungsgeschwindigkeit natürlich nicht mit der mobiler LTE/5G-Internet-Hotspots zu vergleichen. Im Vordergrund stehen GPS-Tracking und die Möglichkeit, Notrufe abzusetzen. Auch für Messaging und soziale Netzwerke reicht die Übertragungsrate aus. Wie alle Satelliten-Technologie haben auch die WLAN-Access-Points ihren Preis: Ab circa 500 Euro sind die Geräte erhältlich.
Auf der folgenden Seite stellen wir Ihnen den Satelliten-Betreiber Inmarsat vor. Sie können aber auch direkt zur Übersicht aller Satelliten-Netze springen.
- Satelliten-Netze: Inmarsat, Iridium, Globalstar, Thuraya
- Satellitentelefon: Globalstar - mit Regionalprovidern
- Satellitentelefon: Iridium - wirklich weltweit
- Satellitentelefon: Inmarsat - der Pionier
- Satellitentelefon: Thuraya - nicht in Amerika
- Satellitentelefon: Alle Satellitennetze im Vergleich
Meldungen zu Telefonieren und mehr über Satellit
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