Telekom und Vodafone stellen SMS-Nachrichten im Festnetz ein
Neben dem Daten- und Faxdienst im Mobilfunknetz der Telekom hat die Deutsche Telekom bereits am 1. März 2023 fast unbemerkt den Dienst SMS-im-Festnetz eingestellt. Angeblich seien die Kunden im Vorfeld informiert worden, so die Telekom auf Nachfrage. Aber spätestens bei einem Sendeversuch hätten sie einen Hinweis bekommen, beteuert man bei der Telekom. Der Autor dieses Artikels - der sich vor einiger Zeit bei diesem Dienst angemeldet und sogar eine SMS-Weiterleitung eingerichtet hatte (das war damals möglich) - wurde darüber nicht informiert.
Auch bei Sendeversuchen gab es - außer einer Fehlermeldung "Bitte wiederholen" - nichts. Die manuelle Anwahl des Modemzugangs unter 0193-010 (SMS-Zugang der Telekom) bringt nur einen wenig informativen Besetzt-Ton.
Was geht nicht mehr?
SMS in das Festnetz und aus dem Festnetz lassen sich nicht mehr versenden
Bild: teltarif.de
Um zu verstehen, was da jetzt eingestellt wurde, gehen wir schrittweise vor:
Man konnte im Festnetz mit dafür geeigneten Festnetz-Telefonen (meist schnurlose Geräte) eine SMS-Kurznachricht verschicken. Dazu wurde am heimischen Schnurlos-Telefon eine Nachricht eingetippt (wie in der Hochphase der klassischen SMS-Nachrichten am Handy) und an die Zielrufnummer (Festnetz oder Mobilfunk) verschickt.
Das heimische Schnurlos-Telefon im Festnetz wählte dann die 0193-010 an, wo ein Modem der Telekom die Signale samt Inhalt entgegen nahm und weiter verschickte.
Nachricht per SMS oder per Anrufroboter
Die Gegenstelle im Mobilfunknetz von Telekom, Vodafone oder o2 erhielt dann diese Textnachricht dann als SMS mit dem Absender der Festnetzrufnummer, von der das verschickt oder initiiert wurde.
Umgekehrt war es möglich, von einem Mobiltelefon eine SMS-Nachricht an einen Festnetzanschluss zu verschicken. Sofern die Gegenstelle im Festnetz nicht für diesen SMS-Dienst angemeldet war oder über kein SMS-fähiges Festnetztelefon verfügte, klingelte bei Adressaten das Telefon mit der Rufnummer 0193-010 oder 0193-0100 als Absender.
Eine Roboterstimme las dann den Text zweimal vor. Bei ausländischen Texten konnte das ziemlich schräg klingeln, da die "Stimme" nur "deutsch" intonieren konnte.
System mit Nachtruhe
Um nächtliche Störungen zu vermeiden, war der SMS-Dienst im Festnetz von 23 bis 7 Uhr stummgeschaltet. In dieser Zeit verschickte Nachrichten gingen unter oder kamen später an.
Wer sich im Internet umschaut, findet noch ausführliche Beschreibungen des Dienstes. Nur es funktioniert nicht mehr.
Nach Hinweisen von teltarif.de-Lesern liegt uns seitens der Deutschen Telekom jetzt eine Bestätigung über die Einstellung des Dienstes vor. Update: Auch Vodafone hat den Dienst zeitgleich am 1.3.2023 abgeschaltet. Bei o2 läuft das System offenbar noch. Anfragen an Telefónica (o2) und an den Dienstleister Dr. Materna wurden jedoch bislang noch nicht beantwortet.Ende des Updates
Eigene Versuche: Oft erfolglos
Versuche aus dem Vodafone-Netz, eine SMS ins Festnetz zu verschicken, ergaben eine Fehlermeldung. Von o2 wurden Nachricht zwar "angenommen", erschienen aber nicht oder nur stark verzögert. Bei Erfolg kommt ein Anruf von der Rufnummer 01805 266900, die in Wahrheit von einem Anschluss in Hamburg (+49 40 ...) aus gesendet wird und bei Weiterleitung auf ein Mobiltelefon mit "Anynom" signalisiert werden kann.
Ruft man die angezeigte 01805-Rufnummer zurück, sagt eine Stimme, "die Nummer ist nicht vergeben". Im Internet findet man aber darunter den Anbieter Dr. Materna, der diesen Dienst einst angeboten hat. Wir warten noch auf eine Antwort.
SMS-im/ins Festnetz - Es war einmal
Zusammenfassend kann man sagen, dass SMS-Nachrichten ins Festnetz nicht mehr zuverlässig funktionieren. Über Drittanbieter könnten sie vielleicht noch ankommen, verlassen darauf sollte man sich aber nicht.
SMS zwischen Mobiltelefonen bleiben möglich
Davon nicht betroffen sind SMS-Nachrichten vom Mobiltelefon zu einem anderen Mobiltelefon, auch zu den allermeisten internationalen Netzanbietern. Kompliziert ist es bei SMS-Nachrichten in die USA, da dortige Rufnummern von Festnetz- und Mobilfunkanschlüssen nicht an einer speziellen Vorwahl zu unterscheiden sind.
Heikel könnte es auch bei neuen oder sehr kleinen Netzen sein. Beispielsweise funktionieren SMS-Nachrichten zum "mobilen Dienst" von Sipgate mit Namen "Satellite" (Vorwahl 015678 oder 01579) nicht. Werden Rufnummern von Satellite zu anderen (realen) Mobilfunkanbietern portiert, könnte es auch Probleme geben.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Die Telekom und Vodafone sagen, dass ihre Kunden vorher informiert wurden, doch bis zu unserer Nachfrage hat uns keine diesbezügliche Information erreicht. Wenn ein kleiner Anbieter einen Dienst einstellt, könnte das durch das Raster rutschen, aber bei den ältesten Mobilfunk-Anbietern in Deutschland hätte man einfach eine klare Vorab-Kommunikation erwartet.
Bei o2 scheint das System noch zu laufen. Anfragen zu technischen Hintergründen und Fristen wurde nicht beantwortet.
In einer weiteren Meldung geht es um: Telekom stellt alten Fax- und Datendienst im Handy-Netz ein.