MagentaTV: Verwirrung um die Zukunft der 1. Generation
Die Deutsche Telekom hat MagentaTV 2.0 gestartet. Seitdem gibt es ziemliche Verwirrung um die Frage, ob Bestandskunden, die z.B. mit einem Festplatten-Receiver - wie dem Modell MR 401 - in absehbarer Zeit (noch dieses Jahr?) zu einem Umstieg auf das neue System "gezwungen" werden könnten.
Gerüchte im Netz
Im Internet kursieren Gerüchte, wonach die internationale Film-Rechte-Industrie auf die Telekom Druck ausgeübt hätte, diese älteren Festplatten-Receiver möglichst schnell vom Markt zu nehmen, weil sie die "massenhafte Verbreitung von Raubkopien" befürchte. Auch Antworten auf Anfragen von verunsicherten Kunden bei der Telekom wurden teilweise dahingehend missverstanden, dass ein Wechsel bis Juli unabwendbar sei.
Der Telekom Media Receiver MR 401
Foto/Logo: Telekom, Montage: teltarif.de
Würde das stimmen, würden vorhandene Geräte unbrauchbar und müssten - sofern gemietet - zurückgegeben werden und auch Sonderkündigungen könnten im Raum stehen, so die aktuellen Gerüchte im Netz.
Telekom stellt klar: "Alles Quatsch"
Wir haben bei Telekom nachgefragt. Dort wurde klargestellt, dass
- Neukunden nur noch direkt bei MagentaTV 2.0 einsteigen können.
- Bestandskunden mit MagentaTV "1. Generation" und Telekom-Festnetzanschluss bzw. Nutzer des alten IPTV-Produkts, die auf 2.0 wechseln wollen, das aktiv beantragen müssen. Wenn sie das nicht tun, bleiben sie bei Version 1.0, zumal für den Umstieg auf die neue Plattform auch neue Hardware erforderlich ist, sofern noch Media Receiver wie der MR 401 oder 601 zum Einsatz kommen
- Bestandskunden mit Telekom-Festnetzanschluss und IPTV, die bei MagentaTV 1.0 bleiben wollen, müssen nichts tun und MagentaTV wie gewohnt (inklusive eigenen Aufnahmen) weiter nutzen können. OTT-Kunden werden hingegen bis Ende März auf die neue Plattform migriert.
Die Frage des künftigen Verfallsdatums
Wie schon berichtet, gibt es bei MagentaTV 2.0 die Aufnahmemöglichkeit von Filmen, die in der Telekom-Cloud gespeichert werden. Diese bekommen dort aber je nach Zeitpunkt der Aufnahme und Art oder Herkunft des Films ein "Verfallsdatum". Sehr wahrscheinlich, dass dahinter ein Herzenswunsch der Filmindustrie steckt.
MagentaTV 1. Generation kann Vorteile haben
Der Vorteil der Receiver mit eingebauter Festplatte liegt darin, dass gemachte Aufnahmen kein vorprogrammiertes Verfallsdatum haben. Wird eine TV-Sendung bewusst in SD-Qualität aufgezeichnet, kann sie später angeschaut und etwaige Werbung oder uninteressante Passagen können übersprungen (vorgespult) werden. Da ist klar, dass das den privaten Sendern, die nur von Werbung leben, natürlich nicht gefällt.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Die aktuell verwendete Übertragungs-Technik von Magenta TV "1. Generation" funktioniert nur im eigenen Netz der Telekom (ist quasi eine Art Telekom-VPN). Sie kann von Kunden anderer Internetanbieter nicht direkt genutzt werden, wenn sie nicht komplett zur Telekom wechseln. Deswegen wurde MagentaTV-OTT (fürs Smartphone, Sticks, TV-Boxen oder Smart-TVs) und daraus jetzt die Version 2.0 entwickelt.
Festplatten zu Hause könnten (irgendwann) voll sein oder einen Schaden erleiden. Bei einem Schaden wären die Aufnahmen möglicherweise hinüber und nur noch von Fachleuten zu retten - falls überhaupt. Bei der Cloud-Lösung hingegen ist ein Totalausfall zwar denkbar, aber ziemlich unwahrscheinlich. Nur das erzwungene Verfallsdatum dürfte manchen Zuschauer abschrecken.
Früher oder später wird sich das Thema MagentaTV 1.0 "von selbst" lösen. Wenn nur noch eine sehr geringe Nutzerzahl dort aktiv bleibt, wird der Tag kommen, an dem eine Abschaltung aus Betriebskosten-Gründen in sichtbare Nähe rücken wird. Bis dahin liegt es an den Bestandskunden, die Vorteile der Version 1.0 solange zu genießen, bis es bei Version 2.0 grundlegende Verbesserungen (z.B. einem Wegfall von Verfallsdaten) gibt.
Was der ganzen Branche fehlt, ist eine Anbieter übergreifende und bezahlbare Film-Flatrate. So wie Musik-Streaming heute legal und bezahlbar ist, wo man (nahezu) alle Musik dieser Welt ganz legal hören kann, fehlt immer noch das Pendant bei TV- oder Kinofilmen. Dieser Film-Streaming-Anbieter müsste alle Quellen im Programm haben von ARD, Arte, Disney, Paramount, Sony, UPI, Warner Brothers bis ZDF und wie sie alle heißen mögen. Aktuell gibt es das (legal) nicht.
Der Erfolg illegaler Portale wie "Kino.to" hätte der Branche eigentlich zu denken geben müssen. Sie fürchtet vermutlich einen Einbruch ihrer Lizenz-Einnahmen. Nur: Wo Menschen ihr Geld dreimal umdrehen müssen, werden sie verstärkt nach "alternativen" Programmquellen suchen, denn alle Dienste zu abonnieren, ist für sie oft unbezahlbar.
Große Plattform-Anbieter wie MagentaTV oder Hardware-Giganten wie z.B. Apple könnten vielleicht genügend Macht haben, die weltweiten Filmstudios von diesem Konzept zu überzeugen. Früher oder später wird das kommen (müssen).
Wie man bewusst von MagentaTV 1.0 auf 2.0 umstellen kann, erklären wir Ihnen.