Telekom-Chef Höttges: "1&1-Netz ist riesiges Funkloch"
Deutschland hat mit 1&1 wieder ein viertes Mobilfunknetz. Doch das eigene Netz besteht bislang nur aus einer dreistelligen Anzahl an Basisstationen. Diese Entwicklung hat Telekom-Vorstandschef Tim Höttges im Rahmen der Hauptversammlung des Unternehmens aufgegriffen. 1&1 verfüge zwar über viele Frequenzen, nutze diese aber nicht, berichtet Golem unter Berufung auf den Livestream von der Telekom-Hauptversammlung. Das neue Netz sei "ein riesiges Funkloch".
Höttges hält es dem Bericht zufolge für falsch, dass in Deutschland mit 1&1 wieder ein vierter Mobilfunk-Netzbetreiber startet. Ende des ersten Quartals habe der Neueinsteiger die Anzahl von rund 600 Basisstationen erreicht. Gegenüber den 243 Standorten Ende vergangenen Jahres konnte die Zahl somit mehr als verdoppelt werden. Allerdings, so Höttges, seien erst 200 dieser Funkmasten an Glasfaser angebunden und somit in Betrieb.
Telekom-Chef Tim Höttges
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Abseits der eigenen Netzinfrastruktur sei 1&1 komplett auf National Roaming angewiesen - derzeit im Telefónica-Netz, künftig bei Vodafone. Der neue Konkurrent werde aber nicht müde, sich für das vermeintlich modernste Mobilfunknetz zu loben. Dabei scheine es auch auf anderer Ebene Probleme zu geben. Rakuten werde nicht mehr als "Generalunternehmer" genannt. 1&1 habe sogar nachträglich eine ältere Pressemitteilung zu diesem Thema geändert. Was hinter dieser neuen Sprachregelung steckt, ist indes unklar.
Höttges: "Spektrum wird noch knapper"
Derzeit verfügt 1&1 über 50 MHz Frequenzspektrum im 3600-MHz-Bereich. Bis Ende kommenden Jahres kann das Unternehmen zudem 20 MHz Spektrum im Bereich um 2600 MHz nutzen. Das Unternehmen fordert außerdem zusätzliche Ressourcen auf niedrigeren Frequenzen, etwa 700, 800 oder 900 MHz, die sich physikalisch bedingt besser für eine Flächenversorgung eignen.
Durch 1&1 werde "teures Spektrum, das wir erwerben würden, jetzt noch knapper", so der Telekom-Chef. Unter dem Strich würden die Ressourcen sogar den potenziellen Kunden vorenthalten, weil das eigene Netz von 1&1 nicht stehe. Ende 2025 laufen die aktuellen Lizenzen für die Frequenzbereiche um 800, 1800 und 2600 MHz aus. Wie eine Neuvergabe oder Verlängerung erfolgt, ist nach wie vor offen. Höttges zeigte sich gespannt darauf, ob 1&1 wirklich ein eigenes Netz in Deutschland aufbaut.
Immerhin: In einigen Städten ist das 1&1-Netz bereits verfügbar, so zum Beispiel in Frankfurt am Main, wo wir das "vierte Netz" einem Test unterzogen haben. Welche Erfahrungen wir dabei im eigenen Netz und im National Roaming gemacht haben, lesen Sie in einem weiteren Beitrag.